Vor ein paar Jahren startete das renommierte deutsche Klassik-Label
die ReComposed-Serie, in der es zeitgenössischen
Elektronik-Musikern Stücke aus seinem Archiv zur Neuinterpretation
überlässt, und somit eine Brücke von der Vergangenheit in die Moderne
schlägt. Der Beitrag von Jimi Tenor in dieser Reihe wurde
schon in der Lauschbar 35 vorgestellt (s.Archiv), nun also auch das
3. Album dieser Reihe, eingespielt von den beiden gestandenen
Techno-Produzenten Carl Craig und Moritz von Oswald.
Ihr Ausgangsmaterial waren Aufnahmen aus den Jahren 1985-1987 von den
Berliner Philharmonikern unter Leitung von Herbert von Karajon zu
folgenden Stücken: Ravels "Bolero", seine
"Rapsodie espagnole" und Mussorgskys, von Ravel
orchestrierte "Bilder einer Ausstellung".
Die 3 Stücke werden jedoch nicht einzeln neuinterpretiert, vielmehr
nehmen die beiden Samples von einzelnen, verfügbaren Tonspuren,
loopen und bearbeiten diese, lagern sie übereinander und fügen
noch Synthesizer-Flächen und Computerbeats hinzu, so dass am Ende
ein ganz eigenes, eine gute Stunde dauerndes Werk entsteht, welches
in ein Intro, 6 Sätze und ein Interlude eingeteilt ist.
Der Klassik-Fan wird also die Original-Stücke kaum wiedererkennen,
nur einzelne Instrument-Passagen. Vom "Bolero" wird gar
nur das Rhythmus-Muster verwendet, nicht aber die markante Hookline.
Gerade dieser Ansatz ist aber extrem spannend und macht den besonderen
Reiz dieses Werkes aus.