Lauschbar 8 25. Juni 2000

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Nils Petter Molvaer: Solid Ether (ECM/Universal) 8.5.2000
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In der 1. Lauschbar vor anderthalb Jahren war Molvaer’s vielbeachtetes Debüt "Khmer" das Highlight. Die neue CD hält stilistisch nicht viel Neues bereit, bietet aber nachwievor eine einmalige, emotionale wie kraftvolle Fusion von Jazz einerseits und modernen elektronischen Beats sowie Drum’n’Bass andererseits.
  ↑  The Dylan Group: Urklang Search (bubble core) 24.3.2000
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Das 3. Album der Band aus NYC offeriert Post-Rock in der Art von Tortoise. Dominierendes Instrument ist das Vibraphone, das mit seinem hellen Klang allen Stücken eine freundliche Note verleiht. Dazu gesellen sich allerlei Percussion- und Blasinstrumente plus elektronisches Equipment, mit denen die Band experimentelle Instrumentalmusik mit trance-haftem Charakter kreiert.
  ↑  Gus Gus: Gus Gus vs. T-World (4AD/Connected) 10.4.2000
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Bevor Biggi & Herb das isländische Pop-Projekt Gus Gus gründeten, produzierten sie als T-World Trance-Techno. Nach ein paar Jahren wurden nun die besten Stücke aus der Schublade geholt und auf dieser CD gebündelt – mit gutem Recht, denn die Trax sind alles andere als antiquiert.
  ↑  Lemongrass: Voyage Au Centre De La Terre (Mole) 31.3.2000
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Eine Scheibe gerade richtig für warme Sommertage und -nächte. Die Beats holpern entspannt zwischen TripHop, BigBeat und Drum’n’Bass, darüber schweben sanfte Melodien mit jazzigen Elementen.
Insgesamt aber etwas zu blut- und emotionslos um als Easy-Listening-Werk der Extraklasse durchzugehen.
  ↑  Moodorama: Music For Collapsing People (stereo deluxe) 26.5.2000
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Eine schöne Easy-Listening- und Downbeat-Scheibe, die zweite des Regensburger Duos Sennebogen/Zierhofer. Die genannte Kategorisierung trifft das Wesen der Musik aber nur bedingt, da sie sich weiterer vielfältiger Einflüsse aus Jazz, TripHop, Latin, House und Reggae bedient, ohne dabei eklektisch oder aufgesetzt zu klingen.
  ↑  St.Germain: Tourist (Blue Note/EMI) 21.4.2000
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Bereits 1995 hat der Franzose Ludovic Navarre mit seinem Debüt "Boulevard" den French House Style mitbegründet, der sich durch die Verbindung von Jazz und House-Music auszeichnet und sich damit wohltuend vom dumpfen Mainstream-House abhebt. Seine neue CD klingt noch jazziger als das Debüt, was der Musik einen ausgesprochen relaxt-groovenden Touch verleiht.
Perfekte Mischung von Barmusik und Clubdancefloor!
  ↑  Ottmar Liebert: Nouveau Flamenco: 1990-2000 (Higher Octave) 17.4.2000
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Der in Köln geborene und in der klassischen Gitarre ausgebildete Liebert entdeckte in den USA seine Liebe zum Flamenco. Inspiriert vom Pop und beeinflusst durch mexikanische Folkore komponierte er einige moderne Flamenco-Stücke, die 1990 unter dem Titel "Nouveau Flamenco" erschienen. 10 Jahre danach ist nun eine überarbeitete Fassung (inklusive Bonustracks) erhältlich, die uns diese festliche und zeitlos schöne Musik näherbringt.
  ↑  Calexico: Hot Rail (City Slang/Virgin) 8.5.2000
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Der Bandname – eine Wortschöpfung aus Californien und Mexico – weist auf die musikalische Richtung hin: der Verbindung US-amerikanischer Rock- und Jazz-Musik mit mexikanischer Folklore. Im Gegensatz zu früheren Alben enthält die neue CD aber kaum echte Fusionen, sondern wechseln sich reine, feucht-fröhliche Mariachi-Nummern mit elegisch-psychedelischen Post-Rock-Stücken ab, was das Zuhören zu einem spannendem Erlebnis werden läßt.
  ↑  Madrugada: Industrial Silence (Virgin) 27.1.2000
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Interessant und gut: eine norwegische Band mit spanischem Namen, die Rock mit Western-Flair spielt! Die unter die Haut gehende, vorrangig im mittleren Tempo gehaltene Musik integriert auf geniale Weise Blues, Country und Psychedelik. Ein Genuss auch die vielseitige Stimme des Sängers, die klingt, als hätten sich Jim Morrison, Elvis und Nick Cave in einer Person vereint!
  ↑  Pearl Jam: Binaural (Epic/Sony) 15.5.2000
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Nach der Auflösung von Soundgarden sind Pearl Jam nun die letzten Verbliebenen der 1. Generation d. Grunge-Era. Auch die neue CD von ihnen ist weniger dem Grunge im speziellen, sondern dem Alternative Rock im allgemeinen zuzuordnen, haben die Mannen um Eddi Vedder doch ihr musikalisches Spektrum enorm erweitert. Besonders beeindruckend sind dabei die Abstecher in psychedelische Gefilde in der Manier von Pink Floyd!
  ↑  Cypress Hill: Skull & Bones (Columbia/Soul Assassins) 12.5.2000
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Mit ihrer neuen Doppel-CD unterstreicht die Band ihre Ausnahmestellung in der Rap-Szene. Die "Skull"-CD enthält ausschließlich HipHop-Stücke im typischen, relaxt-groovenden darken Cypress-Sound, aufgepeppt mit Bläser- und Streicher- Bombast. Auf der "Bones"-CD hingegen schlagen sie rockigere Töne an und wenden sich dem Metal-Rap zu.
  ↑  De/Vision: Void (WEA) 28.2.2000
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Für das neue Album hat man sich Zeit (2 Jahre) gelassen, da man neue musikalische Pfade bestreiten wollte, weg von dem zuweilen doch biederen Synthi-Pop der Vergangenheit. Aufbauend auf nachwievor melodie-betonten Kompositionen klingt das Ergebnis durch Einsatz von E-Gitarren sowie geschicktes und experimentelles Einweben von Elementen den Crossover denn auch rockiger als von De/Vision gewohnt.
  ↑  Einstürzende Neubauten: Silence Is Sexy (Zomba) 3.4.2000
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Nach 3 Jahren Pause wieder etwas Neues von der seit 20 Jahren existierenden Avantgarde-Band. Gemäß dem Albumtitel geht es ruhiger und entspannter zu als früher. Durch Klangexperimente und dynamisch-kraftvolle Zwischenpassagen wird jedoch auch immer wieder eine enorme Spannung erzeugt.
Mehrmals in Ruhe anhören!
  ↑  The Walkabouts: Train Leaves At Eight (Glitterhouse) 8.5.2000
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Das mal schnell nebenbei eingespielte neue Album enthält ausschließlich Coverversionen von Stücken mehr oder weniger bekannter europäischer Künstler unterschiedlichster Coleur (Theodorakis, Brel, Blumfeld u.a.), die jedoch alle in typischer Walkabouts-Manier in Folk-Balladen und Großstadt-Blues umgesetzt wurden und so ein stimmiges Ganzes ergeben.
  ↑  Various Artists: Come Fly With Us (Glitterhouse) 14.2.2000
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Eine hörens- und lohnenswerte Doppel-CD (zum Preis einer halben !-), die einen Querschnittsüberblick über das Programm des Glitterhouse-Labels bietet, welches sich ja vor allem um Bands und Interpreten aus dem Bereich des Country-Folk-Blues-Pop verdient macht und damit abseits von den Charts agiert.
  ↑  Therion: Deggial (Nuclear Blast) 31.1.2000
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Christopher Johnsson hat auf seinem mittlerweile 4. Album seinen musikalischen Ansatz der Verschmelzung von Metal und Klassik weiter perfektioniert: für sich alleine verstaubt wirkende 80er Jahre-Metal-Riffs harmonisieren auf wundersame Weise mit Chor und Orchester und ergeben ein monumentales Musikerlebnis, das mit einer Coverversion von "O Fortuna" aus "Carmina Burana" schließt.