Lauschbar 20 06. April 2003

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Calexico: Feast Of Wire (CitySlang/Virgin) 7.2.2003
Calexico ist das Projekt von John Convertino und Joey Burns, ihres Zeichens auch Rhythmusgruppe bei den Wüsten-Rockern Giant Sand. Benannt haben sie sich nach einem Städtchen an der kalifornisch-mexikanischen Grenze. Entsprechend grenzgängerisch war auch ihre Musik auf den 3 Vorgängeralben: eine Mischung aus nordamerikanischer Rock- und Countrymusik mit mexikanischer Folklore. Auf ihrer neuen CD erweitern sie ihr Spektrum, was die ohnehin schon hohe Qualität der Musik noch einmal steigert: ein Walzer zum Auftakt, dann die bekannten Mariachi-Bläser und Morricone-Western-Klänge. Es "folgen skizzenhafte, aber schlüssige Instrumentalstücke, mexikanische Folklore, dezente Elektronik-Spielereien, kubanischer Son mit Vocoder-Stimme im Hintergrund, ein unprätenziös jazziger Exkurs und zum Ende ein fragiler Abgesang, indem die Sonne blutrot auf all das scheint, um was es geht auf diesem Album: Liebe, Leid, Leben. Calexico, das wird klar, kennen keine Grenzen, sie vereinen Folk, Country, Surf-Rock, Jazz, Latin und mehr zu einem Potpourri aus Schönklang." (Visions)
  ↑  Ben Harper: Diamonds On The Inside (Virgin) 21.2.2003
Auf seinem 5. Studioalbum lässt es der kalifornische Singer/Songwriter ordentlich grooven und rocken, im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben, die eher introvertiert waren. So hören wir neben bluesigen Stücken Funk-Rock a la Lenny Kravitz, Jam-Rock a la Jimi Hendrix und sogar eine lockere Reggae-Nummer.
  ↑  Puppetmastaz: Creature Funk (Labels/Virgin) 27.1.2003
Ein bunter Haufen schrulliger Tier-Puppen auf LSD (Meet The Feebles lässt grüßen) schickt sich an, mit knackigen Electro-Beatz und frechen bis lästernden Raps zwischen Tom Waits und Eminem, die durch die üble Menschenrasse gedemütigten Puppen zur Weltherrschaft zu führen. Auf Dauer etwas anstrengend, aber allemal schön durchgeknallt...
  ↑  Rob Dougan: Furious Angels (MoWax/BMG) 27.1.2003
Der Name Rob Dougan war mir bis dato unbekannt, dabei ist der gebürtige Australier, der seit einigen Jahre in London lebt, durchaus kein unbeschriebenes Blatt mehr. So hat er sich durch Remixe für U2, Moby, Kylie Minogue u.a. bereits einen guten Ruf in Musikerkreisen erarbeitet. Dem Publikum dürfte er vielleicht als Rob D mit seinem Beitrag "Clubbed To Death" zum Soundtrack von "The Matrix" bekannt sein, welcher in einer Variation auch auf diesem Album enthalten ist. Ähnlich wie der Film verbreitet auch diese CD durch elektronische Beats und Sounds eine dunkle und hypnotische Athmosphäre, die jedoch durch klassische Streicherarrangements, vor allem aber durch die warme, rauhe Stimme von Rob, die zuweilen an Nick Cave, aber auch an Lou Reed erinnert, eine romantische Färbung erhält.
Sehr bewegende und unter die Haut gehende Musik ...
  ↑  Gabin: Gabin (Virgin) 18.11.2002
Dies ist das Debüt des italienischen Projekts um den DJ Filippo Clary und den Jazz-Bassisten Max Bottini. Ihre verschiedenen musikalischen Hintergründe bringen sie – mit Hilfe einer Reihe von Gast-Instrumentalisten und -sängerInnen – in einer facettenreichen und anregenden Fusion von modernem, elektronischen Dancefloor, Jazz und Bossa Nova in Einklang.
  ↑  Tosca: Dheli 9 (G-Stone) 24.2.2003
Richard Dorfmeister verkürzt uns mit seinem Bandkollegen Rupert Hubert das Warten auf einen neuen Output von Kruder & Dorfmeister. Liebhaber von K & D werden auch mit diesem Album auf ihre Kosten kommen, das – auf CD 1 - coole und relaxte Downbeats zum gepflegten Herumhängen bereithält. CD 2 hingegen eröffnet mit kurzen u. stillen Piano-Stücken eine neue, trance-hafte Dimension.
  ↑  Groove Armada: Lovebox (Jive/Zomba) 17.1.2003
Das britische Duo Cato & Findley hat offenbar genug vom Downbeat-Einerlei. Und da sie sich scheinbar nicht für eine neue Richtung entscheiden konnten, haben sie ihr 4. Album gleich mit einer ganzen Reihe von Musikstilen und -zitaten vollgepackt: HipHop, Blues, House, Dub-Reggae, Glam-Rock, BigBeat, Funk, Ska... sehr kurzweilig!
  ↑  Sam Ragga Band: Loktown Hi-Life (Eimsbusch/WEA) 13.1.2003
Der erste eigene Longplayer der Hamburger Begleitband von Jan Delay, der – neben anderen – auch als Gastsänger vertreten ist. Alle 12 Tunes pendeln sehr relaxt zwischen klassischem Reggae, deepen Dub und sattem Dancehall. Die Platte ist komplett live, d.h. mit "echten" Instrumenten und ohne Sampler eingespielt, was ihr zusätzlich(e) Wärme verleiht.
  ↑  Moloko: Statues (Echo/Roadrunner) 3.3.2003
Fast 3 Jahre nach dem letzten Album legt die Sheffielder Band um die charismatische Sängerin Roisin Murphy und den Produzenten Mark Brydon ein neues musikalisches Lebenszeichen vor. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn das mittlerweile 4. Album ist ein absolutes Meisterwerk geworden, das im Gegensatz zum Vorgänger durchweg überzeugt und begeistert! Es ist ein Popalbum, das ein weites Reportoire an emotionalen Momenten abdeckt "und das dementsprechend von ausschweifenden Disco-Dramaturgien, luxuriösen Orchester-Arrangements, krispen Elektronik-Einstreuungen, Schweineorgel-Solis, Kinderchören, knackigen House-Beats und schleppendem Jazz-Geschrubbe allerhand verschiedene Elemente einbaut. Bemerkenswert ist die große Geste, mit der Brydon und Murphy dies alles zu einer runden Sache werden lassen und die Beiläufigkeit, mit der sie Hooklines aus dem Ärmel schütteln, ohne Vorwürfen der Anbiederung an Charterfolge wie ’Sing It Back’ und ’The Time Is Now’ Platz zu lasssen." (Groove)
  ↑  Placebo: Sleeping With Ghosts (Virgin) 21.3.2003
Das 4. Album der Briten ist ihr bisher bestes und abwechslungsreichstes geworden. Neben dem typischen Gittarren-Alternative enthält es dramatische Klavierballaden, Electro-Spielereien und einen Hauch Nu-Metal (!). Letzteres ist wohl das Ergebnis ausgedehnter gemeinsamer Tourneen mit Limp Bizkit und den Queens Of The Stone Age. Auffällig ist auch die deutlich optimistischere Grundstimmung des Albums im Vergleich zu den Vorgängern. Der charismatische Sänger Brian Molko und seine beiden Bandkollegen sind ja nun auch schon Angfang 30 und da wird man offenbar etwas gelassener...
  ↑  Porcupine Tree: In Absentia (Lava/Atlantic) 31.3.2003
Schön, dass es auch heute noch Bands gibt, die zeitlose Musik abseits der aktuellen musikalischen Trends und Moden machen und dabei die Tradition der Prog- und Art-Rocker aus den 70ern, wie King Crimson und Pink Floyd, fortsetzen. So, wie diese, seit Anfang der 90er bestehende britische Band, die auf ihrem mittlerweile 10. Album eine Mischung aus hartem Rock, epischen Klanggemälden u. entrückter Psychedelica anbietet.
  ↑  The Gathering: Souvenirs (Psychonaut) 17.3.2003
Die holländische Band gibt es mittlerweile schon seit über 10 Jahren. Dem Dark-Metal der Anfangsjahre sind sie längst entwachsen und so lässt sich ihre Musik heute vielleicht mit TripWaveRock bezeichnen: psychedelisch angehauchter, emotionaler Wave-Rock mit der berührenden Stimme von Sängerin Anneke trifft auf hypnotische TripHop-Grooves, überlagert von fragilen Soundstrukturen.