Lauschbar 7 10. Mai 2000

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Yonderboi: Shallow And Profound (Mole) 17.1.2000
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Es gibt sie doch noch, die (angenehmen)Überraschungen beim Anhören einer neuen Platte! Dabei sind es nicht etwa großartige musikalische Innovationen, durch die das Debüt von Yonderboi besticht, sondern die Souveränität, mit der der erst 19jährige Ungar mit einfachen Mitteln beeindruckend dichte Kompositionen voller Gefühl und Melodie erschafft.
Im Kindesalter in der klassischen Gitarre unterrichtet, entdeckt er mit 13 die Liebe zum Musik-Computer. Als 16-Jähriger schickt er sein erstes Demo, eine geniale Adaption des Doors-Klassikers "Riders On The Storm", an Juice Records in Budapest. Unter dem Titel "Pink Solidism" bereicherte er zahlreiche Compilations. Im letzten Sommer hat er nun zusammen mit Freunden die CD eingespielt, die eine wunderbar entspannte und weiche Atmosphäre mit ungarischem Flair verbreitet.

Nachtrag Juni 2004:
Diese Platte löste im <bc>-Club eine wahre Yonderboi-Euphorie aus, die letztlich auch zu 2 Auftritten im Club führte.

  ↑  Khaled: Kenza (Barclay/Universal) 21.2.2000
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Khaled gehört zu den Protagonisten der algerischen Rai-Musik, einer Mischung aus afrikanischen Rhythmen, Reggae und orientalischen Melodien. Diese Musik ist naturgemäß sehr tanzbar und erfreut sich seit dem Weltmusik-Boom auch bei der europäischen Jugend wachsender Beliebtheit, wozu auch die neue CD von Khaled beitragen könnte.
  ↑  Black Star Liner: Twelve Inch Confrontation Mix (EchoBeach) 14.2.2000
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Die Band existiert seit 1996 und vereint Inder mit Wohnsitz in London. In ihrer Musik verbinden sie der Melodien der Heimat mit Techno, Dub-Reggae und Drum’n’Bass zu einer exotischen und tanzbaren Musik-Melange, die durch den gemeinsamen ethnischen Hintergrund gewisse Ähnlichkeiten mit Bands wie Cornershop und Joi aufweist, aber dennoch eigenständig ist.
  ↑  LTJ Bukem: Journey Inwards (Good Looking) 27.3.2000
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LTJ Bukem, innovativer DJ und Mitbegründer und Förderer des Drum’n’Bass legt nun seinen ersten eigenen Longplayer vor. Die Doppel-CD enthält sowohl ältere, bereits veröffentliche Aufnahmen, namentlich den Titelsong von 1998, als auch neuere bis brandaktuelle Stücke, die durch Einflüsse von Soul & Funk ein angenehm warmes Feeling verbreiten.
  ↑  Moloko: Things To Make And Do (Roadrunner/Connected) 10.4.2000
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Ein durchgehender Hörgenuß stellt sich nicht ein, da einige Pop-Perlen immer wieder durch experimentelle Stücke gebrochen werden, was zuweilen aufgesetzt wirkt. Mit "The Time Is Now" enthält die CD dennoch einen potentiellen Nachfolgehit der Marke "Sing It Back", welches selber in Form eines langen House-Remixes vertreten ist.
  ↑  Laika: Good Looking Blues (Too Pure/Zomba) 28.2.2000
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Das britische Quartett möchte Musik machen, die sowohl experimentell ist als auch die Gefuehle anspricht. Mit dem neuen 3. Album gelingt dies wieder ganz gut, wobei es im Vergleich zu den Vorgängeralben entspannter und ruhiger klingt. Der verringerte Einsatz des Computers zugunsten echter Instrumente gibt der CD dazu noch einen angenehm warmen Ton.
  ↑  Various Artists: Essential Millenium (Warner) 23.12.1999
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3 der bekanntesten britischen DJs und Musikproduzenten legen auf je einer CD in einem durchgehenden Mix ihre Auffassung von moderner Tanzmusik an der Schwelle zum neuen Jahrtausend nieder: während sich Pete Tong auf Club-House konzentriert und Paul Oakenfold technoide Sounds vorzieht, dominieren im Mix von Norman Cook alias Fatboy Slim die BigBeats.
  ↑  Primal Scream: Exterminator (Creation/Sony) 31.1.2000
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Primal Scream sind seit Jahren Vorreiter bei der Verbindung von Rock und modernen elektronischen Klängen. Im Gegensatz zu dem eher sanfteren Vorgängeralbum fällt das neue wieder etwas härter aus, was nicht zuletzt mit der Auseinandersetzung mit ernsten politischen Themen, z.B. dem Kosovo-Krieg zusammenhängt.
  ↑  Apoptygma Berzerk: Welcome To Earth (Tatra/Connected) 21.2.2000
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Gut Ding will gut Weile haben! 4 Jahre sind seit dem letzten regulären Longplayer der norwegischen Electro-Formation ins Land gegangen. Neben Vaterfreuden, Zivildienst und langen Tourneen ist dafür auch die sorgfältige Arbeitsweise von Mastermind Stephan Groth verantwortlich, die uns wieder ein ausgereiftes Electro-Album beschert hat, das sowohl technoide Uptempo-Stücke zum Abtanzen als auch einfühlsame Balladen bereithält.
  ↑  Covenant: United States Of Mind (Dependent/SPV) 4.2.2000
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Covenant sind ebenfalls bereits eine feste Größe in der Electro-Szene und werden mit der neuen Scheibe ihre Stellung zweifellos halten, bietet sie doch wieder einge feine Pop-Stücke, die in die Beine und ins Ohr gehen. Stilistisch mit der neuen CD von Apoptygma Berzerk vergleichbar, zeichnet sich die neue von Covenant aufgrund von Anleihen bei Soul, BreakBeat und House sowie von ausgefalleneren Sounds insgesamt jedoch durch eine größere Vielseitigkeit und Innovativität aus.
  ↑  Recoil: Liquid (Mute) 6.3.2000
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Die mittlerweile 5. Solo-Platte des ex-Depeche Mode Alan Wilder. Sie klingt aber gar nicht nach DeMo, sondern breitet elektronische Soundscapes mit wechselnden und außergewöhnlichen Stimmungen aus, die ihre besondere Wirkung durch die beeindruckenden Stimmen der Gastsängerinnen Diamanda Galas und Nichole Blackman entfalten.
  ↑  Diary Of Dreams: One Of 18 Angels (Accession/EFA) 21.2.2000
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Das 5. Album des Wave-Projekts strahlt wie gewohnt eine unheimliche Kraft und sehr viel Gefühl aus und beschäftigt sich wieder mit den eher düsteren Themen unseres Lebens und der Menschheit, ohne dabei depressiv zu klingen. Besondere stilistische Neuerungen sind nicht zu verzeichnen, die Platte klingt aber elektronischer und rhythmischer als ihre Vorgänger.
  ↑  The Cure: Bloodflowers (Polydor) 14.2.2000
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Nach der Hinwendung zu poppigeren Tönen in den 90ern knüpft das neue Album an das 89er Meisterwerk "Disintegration" und den damaligen Cure-Sound an. Musikalisch nichts Neues also, aber aufmerksames Zuhören erschließt Detailreichtum und Dichte der Kompositionen, die zwar melancholisch aber nicht so kalt und pessimistisch wie auf "Disintegration" klingen.
  ↑  Nina Hagen: Return Of The Mother (Virgin) 14.2.2000
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3 Jahre lang hat Nina an ihrem neuen Album gebastelt und dabei viele verschiedene Einflüsse verarbeitet, die von BreakBeats im wuchtigen Opener und Titelsong über Schlager und House-Beats bis zu indischen Klängen im Schlußlied reichen. Dabei gibt sie sich, insbesondere textlich, wie gewohnt schrill bis naiv, was die einen lieben und die anderen hassen werden.
  ↑  Various Artists: Sauerkraut nicht Sushi (L’Age D’Or) 29.11.1999
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Auf diesem Sampler stellt das Label L’Age D’Or Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren vor. Vertreten sind u.a. die Deutsch-Rock-Aushängeschilder Tocotronic, Die Sterne, Stella und die Aeronauten.
CD 1 enthält dabei vorrangig Original-Versionen, während CD 2 Remixen Platz läßt, die vor allem die Fans interessieren dürften.